VERANSTALTUNGEN

Vom Wesen der Psychotherapieausbildung

Ein Aus- und Weiterbildungsinstitut für Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzte ist ein Institut, welches dem seelisch erkrankten Menschen geschuldet ist. Alle Theorien der Psychologie, und dazu zählen die am Institut gelehrten und erlernten Verfahren der Tiefenpsychologie, Psychoanalyse, Systemischen Therapie und Verhaltenstherapie, haben ihren Ursprung in der therapeutischen Arbeit mit dem seelisch erkrankten Menschen.

Ohne Seelenkrankheit keine Seelentherapie. So ist die Grundlage und Ausgangsbedingung für die Lehre und das Erlernen von Psychotherapie der an sich selbst und an Anderen leidende Mensch, der existentiell erschüttert und verzweifelt ist. Der, wie auch seine Umwelt, die Fähigkeit zur Selbstheilung nicht mehr aufbringt oder nie aufbringen konnte.

Psychotherapie ist daher die Befähigung mit der individuellen Persönlichkeit zu dem leidenden Menschen hinzufühlen, über sein Leiden denken zu können und angemessen dazu zu sprechen. Worte heilen. Das Ziel ist, sein Leid zu mildern oder gar aufzuheben, so dass der Mensch Wohlgefallen an dem finden kann, was den Menschen ausmacht: Lieben und arbeiten können. Dabei spielt sich jegliche Psychotherapie am und im Körper ab. Das Ich ist ein körperliches. Jeglich Seelisches entspringt diesem und kehrt zu ihm zurück.

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Diese Fähigkeit, verbunden mit einer allgemeinen Neugierde auf alles Menschliche, ist im Wunsch, Psychotherapeut zu werden angelegt und wird durch Lehre und Lernen herausgebildet. Dabei handelt es sich um ein lebenslanges Lernen über die unendliche Vielfalt des menschlichen Lebens, aber auch seiner selbst. Wie und wodurch wird nun die Kunst der Psychotherapie gelehrt und erlernt? Denn um eine Kunst möge es sich handeln. Am Anfang und die Ausbildung begleitend steht das, wozu Sokrates schon in die Geschichte der Menschheit hinein aufrief, »Erkenne Dich selbst«. Das Wissen um die eigene Person, den eigenen »Patienten« in sich selbst ist eine notwendige Voraussetzung um in den Verstehensprozess mit dem Erkrankten eintreten zu können. Denn wir sind alle »Patienten«.

Seelische Erkrankung ist keine Qualität sondern vielmehr eine Quantität, die nicht mehr bewältigt werden kann oder nie bewältigt wurde. Die aus dem Selbsterfahrungsprozeß resultierende Demut mit uns selbst eröffnet im Umgang mit dem manifest Erkrankten das Feld der Fürsorge und gewährleistet die Haltung der Achtsamkeit. Das Denken dazu gebiert sich aus dem Wunsch, wissen zu wollen was geschieht. Zu enträtseln und zu begreifen. Dazu dient die Vermittlung von Erfahrungswissen und  von lesbareren Wissen – Wissen, wie es als ursprüngliches Erfahrungswissen verwissenschaftlicht niedergeschrieben wurde. Da das Leben nicht aus Büchern erlernt werden kann, - allenfalls begleiten und regen diese an - ist die eigene Praxis mit und an dem manifest erkrankten Menschen ein weiterer und notwendiger Baustein. Diese Praxis wird durch die Erfahrenen mit einer förderlich ermutigenden Haltung begleitet. Am Ende steht dann die Initiation, die Beurkundung durch die entsprechenden Institutionen.

Die Kunst der Psychotherapie und damit auch in der Aus- und Fortbildung ist daher eine Förderung. Die Förderung, die wir dem erkrankten Menschen erweisen. Diese bestimmt auch den Geist von Rhein-Eifel. Der seelisch erkrankte Mensch leidet unter dem Nicht-Wissen seiner selbst. Unter dem Nicht-Wissen seiner Möglichkeiten, die hinter Ängsten und Hemmungen verborgen liegen. Insofern ist Psychotherapie der Aufklärung geschuldet, dem Ausgang des Menschen aus seiner »selbstverschuldeten« und unbewussten Unmündigkeit, die ihn leidend macht. Wo Es war möge Ich werden. Daraus folgert dann die Veränderung des Erlebens und infolge des Verhaltens und Denkens. Hinter den manifesten Qualen gilt es, die latenten, verborgenen Schönheiten eines Menschen zu entdecken und zu dieser Entdeckung dem Menschen zu verhelfen.

Psychotherapie ist daher auch immer Geburtshilfe. Was ist schöner und spannender als dies? auch, wenn sie unter mit Schmerzen, Mühen und Anstrengung einhergeht. Der gute Geburtshelfer nun verfügt über die Fähigkeit zur Unerschütterlichkeit dem menschlichen Elend gegenüber, gepaart mit der Zuversicht, daß es werden wird, daß aus Erschöpfung an sich selbst Schöpfung wird. Daraus resultiert ein Glaube an die Gewißheit der Seele genesen zu wollen. Der therapeutische Geburtshelfer verfügt über die Fähigkeit, jenseits seiner eigenen Verzagtheiten, über eine stetige Einfühlsamkeit dem Kranken und dem Werdensprozeß und sich selbst gegenüber. Er will fortgesetz verstehen. Sich und den Anderen. Lebendiges lernen, welches in einer unendlichen Analyse bereichert. Wissen wollen, wie der Andere lebt und wie der Andere in der Therapie mit dem Therapeuten »lebt«. Einfühlsames Verstehen und kognitives Begreifen und dazu sprechen können.

Wir begegnen dem seelisch erkrankten Menschen mit heißem Herzen und kühlem Verstand. Jedes menschliche Leben beruht auf der Notwendigkeit von Beziehung. Von Beziehung zum Anderen. Ohne Beziehung kein menschliches Leben. Das Scheitern, die Tragik von Beziehung ist einer der menschlichen Elendskerne. Insofern sind alle seelischen Erkrankungen Beziehungserkrankungen im Dort und Damals und damit im Hier und Heute. Wenn nun der Ort der Erkrankung auch der Ort der Heilung ist, dann findet Heilung in der Beziehung statt, wie auch die Psychotherapieforschung zu berichten weiß. Intra- und Interpersonelles bedingen einander. Die Fähigkeit der »guten Beziehung«, gegen die Widrigkeiten des Geburtsvorgangs lehren und lernen wir auf wissenschaftlichen Grundlagen am Institut Rhein-Eifel. Dazu gehört das handwerkliche Geschick den erkrankten Menschen innerlich dort abzuholen wo er steht. In dieser Didaktik steht dann die anerkennende Wertschätzung. Diese will gelehrt, damit sie praktiziert werden kann. Denn…

»Setze den Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst Du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen. Wenn Du Kunst genießen willst, mußt Du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn Du Einfluß auf andre Menschen ausüben willst, mußt Du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes Deiner Verhältnisse zum Menschen… muß eine bestimmte, dem Gegenstand Deines Willens entsprechende Äußerung Deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn Du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d.h., wenn Dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn Du durch Deine Lebensäußrung als liebender Mensch Dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist Deine Liebe, ohnmächtig ein Unglück«.

Dieses Zitat von Karl Marx aus den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten von 1844 gilt für das Schicksal von Therapeuten und Patienten gleichermaßen.

Die Institutsleitung