Philosophie

Wir sind ein staatlich anerkanntes Ausbildungsinstitut für Tiefenpsychologie, Psychoanalyse, Systemische Psychotherapie und Verhaltenstherapie.

Vom Wesen der Psychotherapieausbildung

Ein Aus- und Weiterbildungsinstitut für Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzte ist ein Institut, welches dem seelisch erkrankten Menschen geschuldet ist. Alle Theorien der Psychologie, und dazu zählen die am Institut gelehrten und erlernten Verfahren der Tiefenpsychologie, Psychoanalyse, Systemischen Therapie und Verhaltenstherapie, haben ihren Ursprung in der therapeutischen Arbeit mit dem seelisch erkrankten Menschen.

Ohne Seelenkrankheit keine Seelentherapie. So ist die Grundlage und Ausgangsbedingung für die Lehre und das Erlernen von Psychotherapie der an sich selbst und an Anderen leidende Mensch, der existentiell erschüttert und verzweifelt ist. Der, wie auch seine Umwelt, die Fähigkeit zur Selbstheilung nicht mehr aufbringt oder nie aufbringen konnte.

Psychotherapie ist daher die Befähigung mit der individuellen Persönlichkeit zu dem leidenden Menschen hinzufühlen, über sein Leiden denken zu können und angemessen dazu zu sprechen. Worte heilen. Das Ziel ist, sein Leid zu mildern oder gar aufzuheben, so dass der Mensch Wohlgefallen an dem finden kann, was den Menschen ausmacht: Lieben und arbeiten können. Dabei spielt sich jegliche Psychotherapie am und im Körper ab. Das Ich ist ein körperliches. Jeglich Seelisches entspringt diesem und kehrt zu ihm zurück.

Diese Fähigkeit, verbunden mit einer allgemeinen Neugierde auf alles Menschliche, ist im Wunsch, Psychotherapeut zu werden angelegt und wird durch Lehre und Lernen herausgebildet. Dabei handelt es sich um ein lebenslanges Lernen über die unendliche Vielfalt des menschlichen Lebens, aber auch seiner selbst. Wie und wodurch wird nun die Kunst der Psychotherapie gelehrt und erlernt? Denn um eine Kunst möge es sich handeln. Am Anfang und die Ausbildung begleitend steht das, wozu Sokrates schon in die Geschichte der Menschheit hinein aufrief, »Erkenne Dich selbst«. Das Wissen um die eigene Person, den eigenen »Patienten« in sich selbst ist eine notwendige Voraussetzung um in den Verstehensprozess mit dem Erkrankten eintreten zu können. Denn wir sind alle »Patienten«.

Seelische Erkrankung ist keine Qualität sondern vielmehr eine Quantität, die nicht mehr bewältigt werden kann oder nie bewältigt wurde. Die aus dem Selbsterfahrungsprozeß resultierende Demut mit uns selbst eröffnet im Umgang mit dem manifest Erkrankten das Feld der Fürsorge und gewährleistet die Haltung der Achtsamkeit. Das Denken dazu gebiert sich aus dem Wunsch, wissen zu wollen was geschieht. Zu enträtseln und zu begreifen. Dazu dient die Vermittlung von Erfahrungswissen und  von lesbareren Wissen – Wissen, wie es als ursprüngliches Erfahrungswissen verwissenschaftlicht niedergeschrieben wurde. Da das Leben nicht aus Büchern erlernt werden kann, – allenfalls begleiten und regen diese an – ist die eigene Praxis mit und an dem manifest erkrankten Menschen ein weiterer und notwendiger Baustein. Diese Praxis wird durch die Erfahrenen mit einer förderlich ermutigenden Haltung begleitet. Am Ende steht dann die Initiation, die Beurkundung durch die entsprechenden Institutionen.

Die Kunst der Psychotherapie und damit auch in der Aus- und Fortbildung ist daher eine Förderung. Die Förderung, die wir dem erkrankten Menschen erweisen. Diese bestimmt auch den Geist von Rhein-Eifel. Der seelisch erkrankte Mensch leidet unter dem Nicht-Wissen seiner selbst. Unter dem Nicht-Wissen seiner Möglichkeiten, die hinter Ängsten und Hemmungen verborgen liegen. Insofern ist Psychotherapie der Aufklärung geschuldet, dem Ausgang des Menschen aus seiner »selbstverschuldeten« und unbewussten Unmündigkeit, die ihn leidend macht. Wo Es war möge Ich werden. Daraus folgert dann die Veränderung des Erlebens und infolge des Verhaltens und Denkens. Hinter den manifesten Qualen gilt es, die latenten, verborgenen Schönheiten eines Menschen zu entdecken und zu dieser Entdeckung dem Menschen zu verhelfen.

Psychotherapie ist daher auch immer Geburtshilfe. Was ist schöner und spannender als dies? auch, wenn sie unter mit Schmerzen, Mühen und Anstrengung einhergeht. Der gute Geburtshelfer nun verfügt über die Fähigkeit zur Unerschütterlichkeit dem menschlichen Elend gegenüber, gepaart mit der Zuversicht, daß es werden wird, daß aus Erschöpfung an sich selbst Schöpfung wird. Daraus resultiert ein Glaube an die Gewißheit der Seele genesen zu wollen. Der therapeutische Geburtshelfer verfügt über die Fähigkeit, jenseits seiner eigenen Verzagtheiten, über eine stetige Einfühlsamkeit dem Kranken und dem Werdensprozeß und sich selbst gegenüber. Er will fortgesetz verstehen. Sich und den Anderen. Lebendiges lernen, welches in einer unendlichen Analyse bereichert. Wissen wollen, wie der Andere lebt und wie der Andere in der Therapie mit dem Therapeuten »lebt«. Einfühlsames Verstehen und kognitives Begreifen und dazu sprechen können.

Wir begegnen dem seelisch erkrankten Menschen mit heißem Herzen und kühlem Verstand. Jedes menschliche Leben beruht auf der Notwendigkeit von Beziehung. Von Beziehung zum Anderen. Ohne Beziehung kein menschliches Leben. Das Scheitern, die Tragik von Beziehung ist einer der menschlichen Elendskerne. Insofern sind alle seelischen Erkrankungen Beziehungserkrankungen im Dort und Damals und damit im Hier und Heute. Wenn nun der Ort der Erkrankung auch der Ort der Heilung ist, dann findet Heilung in der Beziehung statt, wie auch die Psychotherapieforschung zu berichten weiß. Intra- und Interpersonelles bedingen einander. Die Fähigkeit der »guten Beziehung«, gegen die Widrigkeiten des Geburtsvorgangs lehren und lernen wir auf wissenschaftlichen Grundlagen am Institut Rhein-Eifel. Dazu gehört das handwerkliche Geschick den erkrankten Menschen innerlich dort abzuholen wo er steht. In dieser Didaktik steht dann die anerkennende Wertschätzung. Diese will gelehrt, damit sie praktiziert werden kann. Denn…

»Setze den Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst Du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen. Wenn Du Kunst genießen willst, mußt Du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn Du Einfluß auf andre Menschen ausüben willst, mußt Du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes Deiner Verhältnisse zum Menschen… muß eine bestimmte, dem Gegenstand Deines Willens entsprechende Äußerung Deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn Du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d.h., wenn Dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn Du durch Deine Lebensäußrung als liebender Mensch Dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist Deine Liebe, ohnmächtig ein Unglück«.

Dieses Zitat von Karl Marx aus den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten von 1844 gilt für das Schicksal von Therapeuten und Patienten gleichermaßen.

Die Institutsleitung

Namensgebung

Der Name „Annelise Heigl- Evers“ ist mit der Geschichte des Institutes eng verbunden und soll zum Verständnis des Institutes in seiner Bedeutung dargestellt werden.

Anfang der 90er Jahre wurde das Institut als tiefenpsychologisches und psychoanalytisches Institut von Psychologen und Ärzten gegründet und aufgebaut. Später kam die Systemische Therapie und die Verhaltenstherapie dazu.

An der Ausgestaltung und Entwicklung des Institutes hatten Frau Prof. Dr. med. Annelise Heigl-Evers zusammen mit ihrem Mann Prof. Dr. med. Franz Heigl erheblichen Anteil.

Aus dieser gemeinsamen Arbeit u.a. auch am Psychotherapeutengesetz entwickelte sich über die gleichberechtigte Kollegialität eine zuletzt freundschaftliche Verbundenheit, die dazu führte, dass Prof. Dr. med. Franz Heigl Ehrenmitglied des Instituts wurde und Prof. Dr. med. Annelise Heigl-Evers die Erlaubnis erteilte, dass das Institut ihren Namen tragen darf.

In Dankbarkeit und schöner Erinnerung an gemeinsame und gute Zeiten, ist Frau Prof. Dr. med. Annelise Heigl- Evers das nachfolgende Memoriam gewidmet.

Nicht zu vergessen sei an dieser Stelle, dass das Institut, und dies wäre auch im Sinne von Frau Prof. Dr. med. Annelise Heigl-Evers gewesen, drei weitere Ehrenmitglieder hat:

  • Frau Dipl. Psych. Gisela Rohrer aus Mainz,
    die über Jahrzehnte die Entwicklung der psychologischen Psychotherapie in Rheinland- Pfalz und bundesweit berufspolitisch als Repräsentantin des Berufsverbandes Deutscher Psychologen (BDP) gestaltet und geprägt hat, und dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde.
    Frau Gisela Rohrer verstarb im März 2014. Wir werden Sie immer in guter Freundschaft und Kollegialität in unserem Geiste bewahren.
  • Mit Wirkung vom 14.06.2011 beehrt uns noch mit seiner Ehrenmitgliedschaft Prof. Dr. med Otto F. Kernberg (New York).
  • Mit Wirkung vom 01.02.2015 beehrt uns noch mit Ihrer Ehrenmitgliedschaft Frau Dr. Marion Oliner (New York / Andernach).

Ansprache anlässlich des Rhein-Eifel-Instituts für Psychotherapie und Psychoanalyse in Sinzig am 06.10.1993, zur Eröffnung des 1. Studiengangs zum Zusatztitel ``Psychoanalyse``

Prof. Dr. med Annelise Heigl-Evers
Psychoanalytikerin DPG / DGPT

Mir ist die Ehre und das Vergnügen zuteil geworden, bei diesem festlichen Anlass ein paar Worte an Sie zu richten.

Was ist das für ein Anlass? Was geschieht hier? In einer Zeit tiefgreifender Veränderungen im Gesundheitswesen unserer res puplica, in einer Entwicklungsphase, die nicht frei ist von Turbolenzen, die wir alle zu spüren bekommen, wird hier in Sinzig ein neuer Anfang gemacht, ein Neubeginn in einem bestimmten, nicht sehr breiten, aber auch nicht geraden schmalen Sektor des Gesundheitssystems. Es handelt sich um den Sektor Psychotherapie mit der Akzentuierung einer an der Psychoanalyse orientierten Psychotherapie, also um eine Ausgestaltung der »sprechenden Medizin«, wie unsere Gesundheitspolitiker neuerdings gerne sagen. Es soll hier also jungen Ärzten und Psychologen, Psychologen und Ärzten vermittelt werden, wie Sie Patienten mit seelischen bedingten Störungen und Erkrankungen so ansprechen. So mit ihnen reden können, daß es zu heilender Veränderungen kommt. Es soll speziell um jene Form, um jene Art und Weise des Sprechens mit dem Patienten gehen, wie sie von der Psychoanalyse gelehrt, von ihr methodisch eingesetzt und theoretisch begründet wird.

Die Psychoanalyse vermittelt sich primär und vornehmlich über die Sprache; Sie ist eine späte säkularisierte Hervorbringung einer kulturell-religiösen Tradition, nämlich der jüdischen, für die die Sprache immer schon ein entscheidendes Medium der Kommunikation und der Überlieferung war. Das Heiligtum des Normadenvolkes Israel, hat dieses Volk seinem Gott, dem Gott Jahve verband, war geschriebene Sprache, waren Schriftrollen; sie enthielten die Gesetze , auf deren Befolgung sich Israel gegenüber seinem Gott verpflichtet hatte; sie waren verwahrt in einer Lade, einer tragbaren Truhe, die dieses Volk auf seinen Wanderungen stets mit sich führte.

Der Stifter der Psychoanalyse, Sigmund Freud, trotz aller aufklärerischen Orientierung seiner kulturellen Tradition doch immer verbunden, war ein Mann der Sprache; daß er in dieser Hinsicht hochbegabt war, hatte man ihm schon bei seinem Abitur bestätigt; sein Deutschlehrer rühmte ihm den von Herder sogenannten idiotischen Stil nach. Sein wissenschaftliches Werk ist in seiner sprachlichen Gestaltung meisterhaft, so daß es niemanden verwunderte, als er im Jahre 1930 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt erhielt. Eine entscheidende Bedeutung hat die Sprache auch für die von Freud entwickelte Methode, die Psychanalyse, die talking cure, wie er sie einmal nannte. Die talking cure, das heilende Sprechen! – Es geht darum, die Wahrheit der Seele durch Sprechen zu ergründen; Jakob Moreno, ein gleichfalls genialer Psychtherapeut und Erfinder des Psychodramas, grenzte seine Methode gegen die Psychoanalyse ab, indem er sagte, daß sie die Wahrheit der Seele durch Handeln ergründe.

Wie nun versuchte Freud in Anwendung seiner auf die Behandlung seelischer Störung ausgerichteten Methode die Sprache, das Sprechen zu einem heilenden Vollzug werden zu lassen? Er regte seine Patienten an, die im alltäglichen Sprechen bei weitem nicht ausgechöpften Reservoire sprachlicher Mitteilbarkeit in der Behandlung zu nutzen; er regte sie an, sich von den engen logischen Verknüpfungen alltagssprachlichen Mitteilens zu lösen und sich – und das ist und bleibt zweifellos immer ein Wagnis – alle nur faßbaren sprachlichen Einfällen, Assoziationen und Phantasien zu überlassen, die im therapeutischen Prozeß, in der therapeutischen Beziehung auftauchen. Er selbst, der Therapeut, machte seinen eigenen Erlebnisraum diesen Mitteilungen dadurch zugänglich, daß er sich in einem Zustand gleichschwebender Aufmerksamkeit versetzte, eine Einstellung, für die es nichts Vorangiges und nichts Nebenrangiges gab, in dem alles, was immer der Patient äußerte, von Bedeutung war, für die jeder Hauch, jeder Seufzer, jede Nuance, natürlich auch jedes Schweigen, jede Sprachlosigkeit zu beachten war. Der Therapeut horcht, lauscht in das Gesprochene hinein, in die sprachlichen Äußerungen des Patienten, in seine eigenen Reaktionen und Resonanzen auf das Mitgeteilte, er horcht” mit dem dritten Ohr”, wieTeodor Reik es ausgedrückt hat.

Was ist es, das er auf diese Weise erspüren, erforschen, erkennen will? Es ist das vom Patienten Unausgeprochene, das von früh an der sprachlichen Mitteilung Entzogene, das in den freien Assoziationen der talking cure gleich wohl aufschimmert, sich in vagen Konturen abzeichnet, sich in Grenzen durchsetzt, ohne daß der Patient dessen gewahr würde.
Beide an der Therapie Beteiligten, der Patient und der Therapeut, sind auf der Suche nach der verborgenen Wahrheit der Seele. Diese Suche, dieses Erspüren, Erforschen ist nicht frei von detektivischen Elementen, denn die verborgene Wahrheit wird der Mitteilung auf höchst komplizierte, raffinierte Weise unbewußt entzogen, muss ihr entzogen werden, weil es darum geht, dem Träger dieser Wahrheit jenes Unlustvolle zu ersparen, das die Konfrontation mit ihr bei Ihm auslösen würde. Unerträglich unlustvoll ist die verborgene Wahrheit deswegen, weil es sich dabei um Wünsche handelt, Wünsche bestimmter Art die für deas heranwachsende Menschenwesen mit den Beziehungen zu den wichtigen Anderen einer Frühzeit nicht verträglich waren, diese Beziehungen gefärdet hätten, weswegen das Individuum unbewußt, erfindungsreich, Abwehrmaßnahmen gegen diese Wünsche entwickelte, um seine wichtigen Beziehungen nicht zu gefährden.
Im Verlauf des theapeutischen Prozesses wird der Partner des Patienten, der Therapeut erlebbar als eine jener früheren Bezugspersonen, die bestimmte Wünsche frustrierten, so daß sie mit der Beziehung nicht mehr vereinbar erschienen. Das Erleben der Vereinbarkeit solcher Wünsche mit der Beziehung, jetzt aktuell in der Therapie, ist eines der angestrebten Ziele. Dabei ist es notwendig, daß solche Wünsche in der therapeutischen Beziehung zunächst einen unbehinderten Entfaltungsraum finden; andererseits bedürfen sie freilich der Durcharbeitung und Umgestaltung, so daß tragfähige Kompromisse zwischen Wunsch und Abwehr, zwischen Ich und Du, zwischen Innenwelt und Aussenwelt entwickelt werden können. Sprache bedarf auch deswegen einer besonderen Aufmerksamkeit, als sie stets auch Gefühle transportiert, insbesondere Spuren jener Gefühle, die im Dienst der Erhaltung von Beziehungen schon früh aus dem vollen Erleben ausgeschaltet werden mussten und seit dem einer angstfreien Expression nicht mehr zugänglich sind.

Das ist die therapeutische Kunst, um deren Vermittlung es im heute eröffneten Institut Rhein-Eifel gehen soll. Es geht um eine spezielle Erforschung verborgener seelischer Wahrheit, der des Patienten, und auch der des Therapeuten.

Die psychologische Neugier, die den Therapeuten zur Erforschung des Verborgenen antreibt, stellt sich demnach als liebe zur Wahrheit und als Suche danach dar. Der Psychoanalytiker Heinz Kohut zitiert dazu aus einem Brief Anna Freuds an den 14 jährigen Sohn eines Psychoanalytikers, der, bewegt von dem Wunsch, selbst auch Psychoanalytiker zu werden, sich ratsuchend an sie gewandt hatte. Als erste und wichtigste Eigenschaft des Psychoanalytikers nennt Anna Freud in diesem Brief die Liebe zur Wahrheit, zur wissenschaftlichen wie zur persönlichen; sie fügt hinzu, daß dem Analytiker diese Wertschätzung der Wahrheit mehr bedeuten solle als irgendeine Unbequemlichkeit, die bei der Konfrontation mit unangenehmen Faktoren, sei es in der äusseren Welt oder im eigenen Inneren, auftreten könnte. – Vielleicht könnte diese Äusserung der bedeutenden Tochter eines großen Mannes für das Institut Rhein-Eifel ein Motto sein!

Vorgetragen von Prof. Dr. med. Franz Heigl

Einverständniserklärung von Annelise Heigl-Evers

Annelise Heigl-Evers

(* 19. April 1921 in Einbeck; † 1. Januar 2002 in Göttingen) war Ärztin und Psychoanalytikerin. Sie beeinflusste maßgeblich die Einführung und Entwicklung der Gruppenpsychotherapie in Deutschland.

Leben

Nach dem Abitur in Göttingen studierte sie zwischen 1938 und 1944 zunächst Germanistik und Kunstgeschichte, dann Medizin an den Universitäten Jena, Tübingen, Gießen und Göttingen. Sie schloss ihr Studium mit dem ärztlichen Staatsexamen und der Promotion zum Dr. med. ab. In der ärztlichen Praxis wandte sie sich bald der Psychotherapie und Psychosomatik und speziell der Psychoanalyse zu. Lange Jahre war sie am Niedersächsischen Landeskrankenhaus Tiefenbrunn tätig. 1971 habilitierte sie sich an der Universität Göttingen im Fach Psychotherapie und leitete von 1974 bis 1977 eine Forschungsstelle für Gruppenprozesse an der Universität Göttingen.
1977 wurde sie als Professorin auf den Lehrstuhl für Psychotherapie und Psychosomatik an die Universität Düsseldorf berufen. Dort leitete sie zugleich als ärztliche Direktorin die Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik. Im Jahr 1986 ließ sie sich emeritieren, leitete die Klinik jedoch weiter bis 1989.

Leistungen

Zusammen mit ihrem Mann Franz Heigl, mit dem sie seit 1959 verheiratet war, entwickelte sie das „Göttinger Modell“ der analytischen Gruppenpsychotherapie. Darüberhinaus initiierte und leitete sie zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen und organisierte Tagungen verschiedener Verbände und Organisationen. 1981 gründete sie in Düsseldorf das „Weiterbildungsinstitut für Psychoanalyse und Psychotherapie e.V“. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher und Lehrbücher über Psychotherapie und war Mitherausgeberin der Zeitschrift „Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik“.
Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie 1992 die „Heigl-Stiftung“ und stiftete den „Heigl-Preis“ für empirische oder konzeptuelle Arbeiten aus dem Bereich der Psychotherapieforschung.

Annelise Heigl-Evers erhielt 1992 das Bundesverdienstkreuz.

Quelle: Wikipedia

Bildung und Psyche

Die am antiken Ideal und am humanistischen Konzept orientierte »Bildung« galt in erster Linie als Programm der Selbstbildung des Menschen, eine Formung und Entfaltung von Körper, Geist und Seele, von Talenten und Begabungen, die den Einzelnen zu einer entwickelten Individualität und zu einem kritischen und selbstbewussten Teilnehmer am Gemeinwesen und seiner Kultur führen sollten. Gleichzeitig galt Bildung als einzige Möglichkeit, den Menschen aus der Barbarei in die Zivilisation, aus der Unmündigkeit in die Autonomie zu leiten.

Maßstab und Ausdruck dafür war die Auseinandersetzung mit beispielhaften, gemeint war dabei eigentlich beispielgebenden Inhalten, wie den alten Sprachen, der hohen Literatur, der Kenntnis der philosophischen, ästhetischen, kulturellen und religiösen Überlieferungen. Von was muß der Analytiker Psychotherapeut wissen?

Für Wilhelm von Humboldt war Bildung die »letzte Aufgabe unseres Daseyns« schlechthin und er beschrieb sie in seiner Theorie der Bildung des Menschen mit einem denkwürdigen Begriff, nämlich dem Erwerb der »Menschheit in unserer Person, sowohl während der Zeit unseres Lebens, als auch noch über dasselbe hinaus«. Das ist zunächst etwas befremdlich. Aber unter dieser Perspektive umschreibt Bildung schlechthin das Programm der “Mensch Werdung“ durch geistige Arbeit. Es bedeutet die Aneignung von Wissen über sich und die Welt, wie auch die sinnvolle Auseinandersetzung mit diesem Wissen und seinen Zusammenhängen.

Die Idee der Wissenschaft als einer geistigen Durchdringung um des Erkennens willen, ohne Nützlichkeitsaspekt, ist von dieser Bildungsidee nicht zu trennen. In diesem Sinne ist Sonderung und Auslagerung von Wissen völlig gegensätzlich zur Aneignung. Es kann immer nur ein bestimmtes, individuelles Wissen angeeignet werden und nur in dem persönlich angeeigneten und verarbeiteten Wissen realisiert sich der Bildungsprozess. Wer nur weiß, wo und wie er »nachschauen« muss, um etwas zu wissen, weiß nach Humboldt in Wirklichkeit nichts. Das widerspricht fast allem, was wir heute hören und lesen können und zu wissen glauben.

Es gibt dann übrigens auch kein Wissen, das angesichts der Idee der Erkenntnis mehr wert wäre als ein anderes. Und es gibt kein Wissen, das sich überholt und das man wegwerfen kann wie ein gebrauchtes Taschentuch, wohl aber gibt es ein unsinniges, weil isoliertes Wissen, das keinen Bezug mehr zum Humboldtschen »Begriff der Menschheit« aufweist.

Gegenwärtig orientiert sich Bildung aber – ganz anders – zunehmend nicht mehr an den Möglichkeiten und Grenzen des Individuums, auch nicht an einer kulturellen Tradition, sondern an externen Faktoren wie Markt, Arbeitsplatz, Standortqualität und technologischer Entwicklung, die nun jene Standards vorgeben, die erreicht werden sollen. Es geht um handfeste politische und ökonomische Interessen. Schon die Zentralbegriffe der Bildungsdiskussion zeigen das: Ökonomisierung, Modularisierung, Standardisierung, Zertifizierung, Akkreditierung. Das sind Begriffe von Industrialisierungsprozessen. Wissen wird industrialisiert, rasch hergestellt, günstig hergestellt und schnell wieder vergessen – vergessen werden Tatsachen und Sachverhalte, Wissen geht verloren -, um dann neuem Wissen Platz zu machen.

Wir stellen fest, dass im Allgemeinen Einigkeit darüber herrscht, das Wissen die wichtigste Ressource der Zukunft ist, dass der rasche Zugriff auf, und der schnelle Transfer von Wissen über Marktchancen entscheidet, dass das Konzept von Wissensmanagement alte Vorstellungen von Bildung und Lernen ersetzen müsse. Jedermann ist angehalten, sich pausenlos und lebenslang mit einer Fülle von frei zur Verfügung stehenden Informationen zu versorgen. Spätestens seit der digitalen Medienrevolution gilt die weltweite Verfügbarkeit allen Wissens, die vollkommene Transparenz der Wirklichkeitsaspekte und Zugänglichkeit des Wissens nicht mehr als Ideal, sondern als Realität. So wurde der Begriff des Wissens selbst verändert. Wenn etwas auf der Tagesordnung steht, dann nicht mehr die Frage, ob irgend ein Wissen jemandem vorenthalten wird, sondern höchstens, wie durch den überbordenden Dschungel der Informationen Schneisen zu schlagen wären und wie die Datenfluten organisiert und selektiert werden können. Die Informationsgesellschaft behandelt das Wissen so wie einst die industrielle Gesellschaft das Öl: Unermüdlich sprudeln die Quellen und es geht nur noch darum, schneller als andere an den begehrten Rohstoff zu kommen und ihn möglichst effizient einzusetzen und zu verwerten.

Immer mehr Wissen wird in immer kürzester Zeit erzeugt und muss dementsprechend rasch aufgenommen und verarbeitet werden. Von einem knappen und sorgsam gehüteten Gut ist Wissen zu einem Überflussprodukt geworden. Unter dieser Perspektive erscheint die »Allgemeinbildung« genauso als Luxus wie die »Persönlichkeitsbildung«. In einer sich rasch wandelnden Welt, in der sich Qualifikationen, Kompetenzen und Wissensinhalte ständig ändern, scheint Humboldts Sorge vor „Bildungslosigkeit“, dem Verzicht auf verbindliche geistige Traditionen und klassische Bildungsgüter, fast zu einer Tugend geworden zu sein, die es dem Einzelnen ermöglicht, rasch, flexibel und unbelastet von »Bildungsballast« auf die sich stets ändernden Anforderungen der Märkte zu reagieren. Solches Lernen aber noch „Bildung“ zu nennen, stellt historisch gesehen eine grobe Verzerrung dar. Was hier gemeint ist, ist Ausbildung.

Bildung ist etwas, was der Mensch mit sich und für sich macht. Man bildet sich. Ausbildung machen andere, man wird ausgebildet, aber man bildet sich selbst. Ausbildung wird durchlaufen mit dem Ziel, etwas zu können und dieses Können kann man überprüfen. Wenn wir uns bilden, arbeiten wir daran, etwas zu werden, ein autonomer Mensch in der Welt. Es gibt deshalb auch keinen Konkurrenzkampf zwischen Ausbildung und Bildung.

Zur Bildung gehören auch Kompetenzen, aber nicht, um mit diesem Wissen bestimmte Probleme zu lösen, sondern um ein Bild von der Welt zu gewinnen und sich in der Welt zu positionieren. Wissen als Bildung ist nicht zweckorientiert. Ich kann vieles wissen, was zunächst oder sogar auf Dauer keinen oder wenig Einfluss auf mein Leben hat, das heißt, ich kann viele Daten speichern und nach Sinnkriterien miteinander, lesbarer verknüpfen. Ob dieses Wissen für mich nützlich oder unnütz ist, entscheidet sich aber nie im Moment der Herstellung oder Aufnahme dieses Wissens. Ich kann, anders gesagt, nie wissen, welches Wissen mir einmal helfen wird, neue Informationen zu prüfen oder sinnvoll auf diese zu reagieren.

Bildung meinte immer anderes und mehr als Qualifikation. Bildung ist die Loslösung von informellen Abhängigkeiten und die Eigenständigkeit der Weltsicht, also Selbstorientierung und Souveränität.

Die Fähigkeit der Angemessenheit im Handeln, ein historisches Bewusstsein, die Artikulationsfähigkeit für differenzierte eigene Gedanken, Selbstverantwortlichkeit und eine moralische und ästhetische Sensibilisierung. Natürlich gehören zu jeder »Schule« Fächer, Lehrpläne, Prüfungen und Zeugnisse. Aber das kann nicht alles sein. Friedrich Nietzsche schreibt: Schulen müssen mehr als Fächer und Curricula bieten. Sie müssen Raum sein für Neugier, Lust und Muße. Bildung kann nur dort entstehen, wo Inseln, Oasen und Freiräume geschaffen sind. Schulen müssen den Luxus bieten, sich eine Zeitlang mit Dingen beschäftigen zu können, die nicht notwendig sind.

Diesem Bildungsbegriff fühlen wir uns in der psychotherapeutischen Ausbildung verpflichtet.

Die Institutsleitung

Gemeinsames und Unterschiedliches in der Vielfalt therapeutischer Methoden

Das Rhein-Eifel Institut hebt in seiner Philosophie hervor, dass es bei Psychotherapie um ein lebenslanges Lernen über die unendliche Vielfalt des menschlichen Lebens geht. Diese Vielfalt findet sich nun selbstverständlich nicht nur bei Patienten sondern auch bei Therapeuten: Auch letztere vollstrecken keine wie immer gearteten Lehrbücher an anderen menschlichen Wesen, sondern entwickeln sich je individuell in einer komplexen Passung ihrer Anlagen, frühkindlichen und späteren biographischen Gegebenheiten und den Möglichkeiten ihrer Umwelt. Dabei werden auch unterschiedliche Fähigkeiten, Vorlieben, Interessen, Wertvorstellungen, Weltbilder, Ausrichtungen etc. konstelliert. Dabei bewegen sie sich immer auf der Grundlage empirisch überprüfter psychotherapeutischer Interventionsformen.

Gleichwohl hat es auch Sinn, diese Vielfalt durch klassifizierende Ordnungen zu reduzieren und so für manche Fragen überschaubarer zu machen. Auf Seite der Vielfalt von Patienten stellen die diversen Diagnostischen Systeme (ICD, DSM) solche klassifizierenden Ordnungen dar. Auch auf Seiten angehender und fertiger Therapeuten hat es schon immer seit Beginn professioneller Psychotherapie Ordnungsbildungen in Form von „Schulen“ und „Richtungen“ gegeben. Hierbei kommen nicht nur die für all diese Ordnungssysteme typischen biographischen und kulturellen Einflüsse zum Tragen – etwa des Wissenschaftssystems -, mit unterschiedlichen Disziplinen und Orientierungen, oder subkulturell-familiäre Einflüsse auf bevorzugte Wertesysteme und Welt- bzw. Menschenbilder. Sondern es geht bei der Strukturierung professionellen Handelns auch um die Einflüsse aus jeweils vorgegebenen Institutionellen Ordnungen der Gesellschaft – besonders des Rechts- und des Gesundheitssystems. Überdies erleichtern klassifizierende Ordnungen schulenübergreifend die Kommunikation zwischen den Therapeuten. Sie machen es auch psychotherapeutischen Laien leichter, die diagnostische Urteilsbildung nachzuvollziehen.

Dieses sieht bekanntlich gegenwärtig eine Struktur in „Richtlinienverfahren“ vor, welche die psychodynamische Psychotherapie (PA und TP) und die Verhaltenstherapie als sozialrechtlich und im GKV-System abrechenbare Verfahren umfasst. Ebenfalls abrechenbar ist die Methode der Neuropsychologische Therapie, während sich die Systemische Therapie derzeit zwar noch im sehr langwierigen sozialrechtlichen Anerkennungsverfahren befindet, aufgrund bereits erfolgter wissenschaftlichen Anerkennung ihrer Wirksamkeit aber bereits mit dem Weiterbildungszertifikat mehrere Kammern versehen werden kann.

In seinen Aus- und Weiterbildungsangeboten trägt das Rhein-Eifel-Institut auch diesen formellen Strukturen des Gesundheitssystems Rechnung. Wichtiger ist aber die Erkenntnis, dass bei aller Berechtigung der Unterschiede zwischen Verfahren, Schulen oder Ansätzen diese auch etwas Gemeinsames verbindet: Denn auch wenn Therapeuten ja nach eigener Ausrichtung nicht ständig alle Zusammenhänge im Kopf haben können, so ist doch klar, dass psychotherapeutisches Geschehen stets nur vor dem Zusammenwirken von Prozessen auf unterschiedlichen Ebenen begriffen werden kann, welche körperliche, psychische, interpersonelle und kulturelle Aspekte umfassen. Bezogen auf die drei, am Rhein-Eifel-Institut angebotenen therapeutischen Aus-, Weiter- und Fortbildungen – in psychodynamischer, systemischer und verhaltenstherapeutischer Orientierung – kann man nämlich in Bezug auf jeden Patienten sagen, dass eine erfolgreiche Therapie theoretisch z.B. in folgenden Aspekten Fortschritte zu verzeichnet hat.

Der Patient sollte

  • aus psychodynamischer Sicht die biographische Eingebundenheit seiner spezifischen Konflikt-(abwehr)dynamik in deren symptomgebenden (kompromissbildenden) Auswirkungen verstehen,
  • aus kognitiv-behavioraler Sicht sein Verhalten und/oder der zugrundeliegenden kognitiven Prozessstrukturen ändern und neue Kontingenzen aufbauen,
  • aus systemischer Sicht seine destruktiven narrativen Konstruktionen über seine Beziehungen zu sich, zu anderen und zur Welt und deren gegenseitige Stabilisierung in den Interaktionen bedeutsamer Anderer, zum Beispiel Partner oder Familie, verflüssigen und zu neuen Sinn- und Interaktions-Mustern, in den jeweiligen Systemdynamiken finden (vgl. Kriz 2004),
  • und aus neuropsychologischer Sicht die Zusammenhänge von verletzten Gehirnstrukturen und verändertem Verhalten und Erleben verstehen, Geduld und Durchhaltevermögen bei der Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit entwickeln, auch nicht vollständig wiederherstellbares Leistungsvermögen anerkennen lernen und unter Überprüfung von Lebenszielen alternative Entwürfe entwickeln können.

Bei diesen Aspekten ist bedeutsam, dass es nicht etwa um unterschiedliche Prozesse geht, sondern es geht um unterschiedliche Perspektiven auf die erfolgreiche Veränderung eines bestimmten Patienten in einem einzigen Prozess, nämlich dem Therapieprozess. Doch obwohl stets alle Perspektiven theoretisch relevant sind, kann kein Therapeut kann alle diese Aspekte handlungsrelevant im Kopf haben – obwohl hier nur einige Aspekte der Kernkonzepte exemplarisch zur Sprache kamen (so fehlen z.B. spezifischere Konzepte wie „Individuation“, „Lebenspläne“, „falsches Reasoning“, „Kontaktzyklus“ , „Problemsysteme“ usw.). Und sogar selbst dann, wenn ein Therapeut alle diese thematisierten Aspekte im Auge haben könnte, müsste er sich letztlich in einer konkreten Situation und im Hinblick auf die Beschwerden des Patienten entscheiden, ob er z.B. eher (psychodynamisch) regressive Prozesse und Übertragungsdynamiken fördern, (verhaltenstherapeutisch) einen sokratischen Dialog oder eine systematische Desensibilisierung beginnen, oder (systemisch) über zirkuläres Fragen, paradoxe Intervention oder lösungsorientiertes Interview bestimmte narrativ-interaktive Muster verändern will (um wieder nur wenige Aspekte zu nennen).

Gleichwohl gibt es einen gemeinsamen zentralen Bezugspunkt in all diesen Konzepten und Vorgehensweisen, der als Kern von Psychotherapie gelten kann: Es geht um Verstehens- und Sinnprozesse – und zwar in komplexer Weise sowohl bei Therapeuten als auch bei Patienten, die letztlich durch die Therapie zu einer sinnhaften Um-Orientierung ihrer Lebenswelt gelangen müssen. Das bedeutet, es geht darum, ein neues Verständnis ihres Daseins in der Welt, der Beziehung zu dieser, zu anderen und zu sich selbst, und der für relevant erachteten Wirk- und Handlungsprinzipien zu entwickeln. Dies ist auch für eine rein am Verhalten orientierte Therapie essentiell ist. Denn gerade für die Psychotherapie ist unbestritten, was vor über zweitausend Jahren der Stoiker Epiktet formulierte (und auch ein Leitsatz z.B. der rational-emotiven Therapie RET ist): Nicht die Dinge selbst, sondern unsere Meinungen von den Dingen beunruhigen und bewegen den Menschen.

Dabei kommt einem solchen, auf Integration bei gleichzeitiger Würdigung der Unterschiede ausgelegten Therapiekonzept zugute, dass es auch in der Verhaltenstherapie seit langem eine sog. „kontextuelle“ Strömung gibt, die in Europa heute vor allem unter der Bezeichnung „3. Welle“ der Verhaltenstherapie bekannt geworden ist und in den letzten Jahren viel Einfluss genommen hat. Neben der therapeutischen Beziehung wird hier Konzepten wie Achtsamkeit oder Akzeptanz in der kognitiven Verhaltenstherapie ein starker Stellenwert eingeräumt.

Für Patienten mit organisch bedingten psychischen Störungen (z.B. nach Läsionen) hat inzwischen die Neuropsychologische Therapie als Methode sozialrechtliche Anerkennung gefunden. Die neuropsychologische Diagnostik und Therapie dient der Feststellung und Behandlung von hirnorganisch verursachten Störungen geistiger (kognitiver) Funktionen, des emotionalen Erlebens, des Verhaltens, der Krankheitsverarbeitung sowie der damit verbundenen Störungen psychosozialer Beziehungen. Ihr Ziel ist es organische bedingte psychische Gesundheitsstörungen und die aus den Störungen folgenden psychosozialen Beeinträchtigungen und Aktivitätseinschränkungen zu erkennen und zu heilen oder zu lindern. Sie bedient sich unterschiedlicher Interventionsformen mit den Zielen neuronalen Reorganisation, Anpassung an kognitive Störungen, Erlernen von Ersatz- und Bewältigungsstrategien, Veränderung von Erwartungen und Zielen sowie der Krankheitsverarbeitung, der Anpassung und Reintegration in das soziale, schulische und berufliche Umfeld. Diese wichtige Ergänzung des psychotherapeutischen Behandlungsspektrums wird nun auch am Rhein-Eifel-Institut vermittelt.

Die Autoren:

  • Prof. Dr. Jürgen Kriz
    Psychologischer Psychotherapeut, Emiritierter Uni. Prof. für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Osnabrück, Dozent am Institut Rhein-Eifel.
  • Priv. Doz. Dr. habil. Sebastian Bodenburg
    Psychologischer Psychotherapeut, Dozent am Institut Rhein-Eifel.

Einige Besonderheiten unseres Instituts

  • Organisation der Ausbildung in allen praktischen Anteilen in Wohnortnähe
  • Integration systemischer Anteile in die Tiefenpsychologie/Psychoanalyse und Verhaltenstherapie
  • Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie/Psychoanalyse mit neuropsychologischen und neuropsychotherapeutischen Schwerpunkten
  • Persönliche, engmaschige Betreuung – Arbeit in kleinen Gruppen
  • Laufende Evaluierung der Ausbildung
  • Einarbeitung in Praxisorganisation und -management
  • Vorbereitung auf berufliche und berufspolitische Realität
  • Prüfungsvorbereitung
  • Niederlassungsberatung
  • Verzahnung der Ausbildung mit den vielfältigen Weiter- und Fortbildungsmöglichkeiten

Anerkennungen

Anerkennungen nach dem ärztlichen und psychologischen Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Fortbildungsrecht

  • Staatlich anerkannt nach dem Psychotherapeutengesetz für die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten in “Tiefenpsychologie – Psychoanalyse” und “Systemischer Psychotherapie” bei Erwachsenen sowie in Verhaltenstherapie mit einem neuropsychologischen-neuropsychotherapeutischen Schwerpunkt
  • Anerkannt durch die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz für die Zusatztitel “Psychotherapie” und “Psychoanalyse” bei ÄrztInnen
  • Anerkannt durch die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz für “Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie” und “Psychoanalyse” bei PsychologInnen, zur Erlangung einer weiteren Fachkunde nach den Psychotherapierichtlinien
  • Anerkannt durch die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz für die “Systemische Therapie” bei Psychologinnen und Psychologen sowie Kinder- und JugendlichentherapeutInnen
  • Anerkannt durch die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz für die Theorie der “Neuropsychologie” bei Psychologinnen und Psychologen.
  • Anerkannt durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung nach den Psychotherapierichtlinien